"Aus dem Leben einer Goldader" (working title) is a fantasy novel in progress. It is the story of the sentient gold vein Orelle, who lives on the island of Ag'jiomme and grows while repeatedly facing new adventures together with her friends. The novel is written in German; thus, the following is a reading sample in English.
"Aus dem Leben einer Goldader" (AT) ist ein Fantasy-Roman in Arbeit. Es ist die Geschichte der lebenden Goldader Orelle, die auf der Insel Ag'jiomme lebt und sich gemeinsam mit ihren Freunden immer wieder neuen Abenteuern stellen muss. Es folgt eine Leseprobe.
Eine dunkle Wolke hat sich über die ganze Insel Ag'jiomme gelegt, der Heimat der Goldader Orelle, ihrem amphibischen Freund Claude und ihrer vierbeinigen Begleiterin Bebetatse. Fe'ros, die Stimme des Lichts, hatte ihnen den Auftrag erteilt, die Insel zu retten und mit Hilfe des Steinwesens Shetej'iin, das eines Tages auf ihrer Insel gelandet war, hatten sie den Kryce gebaut, ein Fluggerät, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Da Claude Höhenangst hatte und der Shetej'iin bereits abgesprungen war, um in seine Heimat zurückzukehren, musste Orelle alleine in die Wolke aufsteigen. Seit einem traumatischen Sturz in einen Meeresgraben, wobei sie nur knapp von Claude gerettet worden war, hatte sie jedoch Angst vor der Dunkelheit.
Bald war es so dunkel, dass sie ihre goldene Hand nicht einmal mehr erkennen konnte, wenn sie sie direkt auf ihr Gesicht legte. Mit einem Mal setzte die Panik und die Angst wieder ein. Der düstere Dampf der Wolke konnte ihr zwar nichts anhaben, wie sie zunächst befürchtet hatte, aber es war ihre eigene Furcht, die sie in noch viel schlimmere Zustände der Qualen versetzte. Dieses Gefühl kannte sie nur von damals, als sie in den Graben gestürzt war. Plötzlich wusste sie nicht mehr, wo sie war. Fiel sie gerade in die unendlichen Tiefen des lichtlosen Meeres oder stieg sie in ein unbekanntes Reich von Sonnenstrahlen verschlingenden Wolken? Der Dampf legte sich kalt um jede Faser ihres Seins und betäubte nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Zeitgefühl. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, denn sie war nicht mehr Herr ihres Körpers. Würde dieser Zustand des Schreckens je aufhören? Wann hatte er angefangen? Sie konnte sich nicht mehr erinnern. Ihre Welt war nun die Furcht und sie fraß sie auf mit jedem Meter, den sie weiter aufstieg. Es dauerte nicht lange, dann würde nichts mehr von ihr übrig sein. Der Punkt, an dem Claude sie damals gerettet hatte, war schon längst überschritten, doch diesmal war niemand da, um sie zu retten. Angst braucht ein Opfer, aber wenn sie das Opfer gänzlich verschlungen hat, dann übernimmt das Grauen. Orelles letzter Gedanke, bevor sie sich aus ihrem Körper verabschiedete, war: "Sterbe ich?". In diesem Moment war Orelle zum Grauen geworden. Von ihrem alten selbst war nichts mehr übrig. Es hatte sich verabschiedet. Das Grauen hatte übernommen und das Grauen konnte hören, fühlen oder sich bewegen. Es spürte starke Winde am Kryce und an der Goldader, die es nun beherrschte, rütteln, es hörte jene Winde in allen Richtungen um sie herum peitschen und es klammerte sich mit aller Kraft an den weiter fleißig aufsteigenden Kryce. Die Winde wurden immer heftiger und versuchten mit all ihrer furchteinflößenden Kraft, die Eindringlinge vom Aufstieg abzuhalten, doch dem Grauen lässt sich keine Furcht einflößen. Orelle war schon lange nicht mehr. Die Erinnerungen an jenen Teil des Aufstiegs sollten ihr später nicht mehr zugänglich sein. Das erste, an das sie sich wieder erinnern konnte, war, wie Bilder ihrer Vergangenheit aus ihrem tiefsten Inneren aufzusteigen begannen. Da war der Moment, als Claude und Orelle gerade am Anfang ihrer Sprache waren und Claude Bebetatse den Namen "Bebetatse" gab. Hätte sie wohl einen anderen Namen bekommen, wäre sie ihnen später über den Weg gelaufen, als ihre Sprache schon ausgereifter war? Da war der Moment, als sie Claude vor dem Rubbelzuzeln gerettet hatte. Er hatte so krank ausgesehen, sie hatte damals Angst gehabt, er würde nie zu seinem alten Selbst zurückkehren, aber er hatte es geschafft. Ohne ihn wäre sie nie so weit gekommen. So weit gekommen… Jetzt wusste sie wieder, wo sie war! Sie war in die Wolke gereist, um ihre lieben Freunde und ihre wunderschöne Heimat zu retten, und sie war nicht tot! Sie konnte zwar nichts sehen, aber sie war zurück im Reich der Seienden und sie spürte und hörte die tosenden Stürme um sich herum, sie spürte, wie sie sich mit aller Kraft am Kryce festklammerte und vor allem spürte sie den kalten Griff des Grauens in jeder Faser ihrer Existenz. "Grauen, ich danke dir, dass du weitergemacht hast, wo ich es nicht konnte, doch nun musst du gehen!", sagte Orelle. Das Grauen ließ sich nicht so leicht vertreiben, doch nichts anderes hatte Orelle erwartet, und ein Kampf um ihren goldenen Körper entbrannte. Das Grauen hatte nicht vor, kampflos aufzugeben, aber Orelle ließ sich nicht beirren. Wieder und wieder tauchten neue Bilder ihrer Heimat, der vielfältigen Flora und Fauna, von Claude, sogar von dem Shetej'iin und vor allem von Bebetatse in ihr auf und gaben ihr immer neue Kraft, während das Grauen zusehends an Macht über sie verlor. Es herrschte Krieg in der Goldader, begleitet von den immer heftiger werdenden Tönen des Windes, aber nach vielen Schlachten und einer Zeit, die Orelle wie eine Ewigkeit vorkam, begann die Siegerin, sich abzuzeichnen. Just im Moment des letzten und endgültigen Sieges durchstieß der Kryce endlich die Wolke und tauchte auf in einer Welt, die unterschiedlicher als die bisherige nicht hätte sein können, doch ein Teil von Orelle war für immer in den dunklen Höhen der Wolkendecke zurückgeblieben und würde auch nie wieder zurückkehren. Es war eine andere Orelle, die unten in die Wolke eingetaucht war, als die, die nun oben wieder herauskam.